Golf und Wellness im Norden der Toscana – Juni 2009, ein Reisebericht
Unsere Italienreise wurde vorzüglich geplant von Toscana Golf & More (http://www.toscanagolfmore.com/), einer deutschsprachigen Organisation, die ihre Buchungszentrale in der Nähe von Viareggio hat. Wir wurden äußerst freundlich und fachkundig beraten und haben uns aus dem vielfältigen Golf- und Hotelangebot für zwei Reiseziele entschieden.
Die ersten 4 Tage verbrachten wir direkt am Golfplatz im Golfressort UNA Poggio dei Medici in der wunderschönen Mugellogegend, die folgenden 7 Tage waren mehr der Wellness gewidmet und führten uns nach Monsummano Terme, in das Grotta Giusti Natural Spa Ressort.
Beide Reiseziele waren so unterschiedlich, dass wir im Nachhinein das Gefühl hatten, zwei Reisen gemacht zu haben.
Nachfolgend beschreibe ich unsere Erfahrungen und Erlebnisse getrennt nach den beiden Reisezielen.
2. Auf Medicis Spuren im Mugello
Unser erstes Ziel, das Golfressort UNA Poggio dei Medici, liegt 30 km nördlich von Florenz in einer wunderbaren, grünen, hügeligen Landschaft, weit ab von Lärm und Stress. Die großzügige und weitläufige Anlage gefällt uns auf Anhieb, zumal wir ein schönes, großes Zimmer beziehen, das einen herrlichen Blick in die Gegend erlaubt und nur ein paar Schritte vom 1.Abschlag entfernt ist. Da wir „Golf Unlimited“ gebucht haben, sind kurze Wege kein Nachteil!
Auch auf den 2.Blick erweist sich die Anlage als Glücksfall. Sie bietet einerseits Golf total, andererseits aber auch Erholungsmöglichkeiten und Muße an und in einem großen Schwimmbad, sowie mit einem umfangreichen Beauty- und Wellnessprogramm. Beim Bummel über die Anlage stößt man überall auf liebevoll angelegte Baum-, Busch- und Blumenbereiche, die einen verschwenderischen Duft ausströmen und dem Gast schon nach wenigen Minuten signalisieren : „entspanne Dich, Du bist im Urlaub!“
Der Golfplatz erweist sich als eine echte Herausforderung. Es geht rauf und runter, Bäche und kleine Seen durchziehen das Gelände, viele Löcher müssen über Hügel hinweg blind angespielt werden, die hängenden Fairways erfordern Präzision und Verstand! Eine unüberlegte „Längenbolzerei“ führt leicht zu Ballverlusten und entsprechenden Enttäuschungen. Wir haben diese Erfahrung gleich am ersten Tag gemacht und hatten in den folgenden Tagen bei gezähmtem Ehrgeiz und Spiel mit Kopf deutlich mehr Spaß
Am Sonntag gab es bei einem gossen italienischen Porsche-Golfturnier natürlich viel zu sehen. Die Herren sportlich lässig, die Damen modisch gestylt, dazu italienisches Ambiente, laut, temperamentvoll und gestenreich wurden die Runden analysiert – ohne die Worte zu verstehen, konnte man den Berichten folgen, die Gesten und Gebärden sind international!
Ein Highlight waren die Hotpants einer hübschen Italienerin, auf deren Rückseite
„I love Figo“ stand. Ich stellte mir vor, wie das Ganze in Deutschland aussehen würde mit „I love Schweinsteiger“.
Wir nutzten natürlich die 4 Tage auch dazu, die nähere Umgebung etwas besser kennen zu lernen.
Mugello war mir bisher nur bekannt durch die gleichnamige Rennstrecke für Weltmeisterschaftsläufe bei den Motorrädern. Am Wochenende hörte man ab und zu auch in der Ferne den typisch hohen Ton trainierender Rennmotorräder.
Ansonsten haben wir uns auf Anhieb in diese liebliche, geschichtsträchtige Landschaft verliebt. Entlang des Sieveflusses liegen Ortschaften antiken Ursprungs, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Die Familie der Medici, die aus diesem Gebiet stammt, führten es im Mittelalter zu höchster Blüte. Die Zeugnisse dieser Zeit kann man überall in Gestalt von Burgen, Schlössern, Herrenhäusern, Kirchen und Klöstern besichtigen, aber auch die engen Gassen der Ortschaften atmen Tradition und Geschichte. Es geht hier geruhsam zu, weit ab von der Hektik des modernen Tourismus geht das Leben seinen gewohnten Gang. Beim sonntäglichen Markt kennt jeder jeden, man plaudert und gestikuliert, trinkt ein Gläschen und freut sich auf die Pasta am Mittag.
Die Landschaft ist hügelig und sehr abwechslungsreich. Dicht bewaldete Gipfel überragen Olivenhaine, Weizen- und Sonnenblumenfelder und Wiesen, in denen sich Schafherden tummeln. Farbigen Kontrast bieten die Häuser und Gehöfte, die immer wieder von für die Toscana typischen Pinien- und Zypressenhainen bewacht werden, darüber ein fast bayrischer weiß / blauer Himmel – ein Fest für die Sinne.
Wir haben uns in den benachbarten kleinen Ort Scarperia verliebt, eine mittelalterliche Perle, die von einem mächtigen „Palast der Vikare“ aus dem
14. Jahrhundert überragt wird. In den engen Gassen finden sich viele alte Geschäfte, die sich auf das Messerhandwerk spezialisiert haben, wir zählten in einem Geschäft die Bilder von 5 Generationen. Das Leben hier ist nicht nur geruhsam, es ist auch enorm preiswert. Wir haben in Restaurants, Osterias und Pizzerien immer gut und preiswert gegessen und wurden äußerst gastfreundlich behandelt.
Eine kleine Rundreise lohnt sich, man entdeckt z.B. im kleinen Ort Santa Agata eine romanische Pfarrkirche, im Kloster Bosca ai Frati kann man ein Kruzifix von Donatello besichtigen und einem mittäglichen Orgelspiel lauschen, weitere Kirchen und Paläste laden bei unserem nächsten Besuch zur Besichtigung ein.
Wir werden mit Sicherheit in diese wunderschöne, friedliche und erholsame Gegend zurückkommen – sie ist ein echter Geheimtipp in der ansonsten doch eher vom Tourismus beeinflussten Toscana der Städte.
3. Wellness in Monsummano Terme
Mit etwas Bedauern verließen wir das paradiesische Quartier im Mugello und fuhren ca. 60 km westlich ins Land der Termen und warmen Quellen. Unser Ziel war nicht der bekannte Kurort Montecatini, sondern das benachbarte Monsummano Terme.
Diese Entscheidung hat sich als Glücksfall erwiesen. Oberhalb des Ortes öffnete sich für uns ein hochherrschaftliches Tor und wir tauchten ein in den weitläufigen Park des „Grotta Giusti Natural Spa Resorts“.
Im Jahr 1849 wurden bei Bauarbeiten zufällig die Dampfgrotten entdeckt, die sich tief in den Berg hinein erstreckten.
Im Lauf der Jahre erkannte man die erhol- und heilsame Wirkung der Grotte und des Thermalwassers, so dass über der Höhle ein modernes Hotel und Wellnesszentrum erbaut wurde, das nun für 7 Tage unser Domizil werden sollte.
Nachdem wir von einem freundlichen Doktor zunächst untersucht und dann in die möglichen Anwendungen eingewiesen wurden, begaben wir uns als erstes in die Grotta. Man wird dort beim Eintritt in eine mönchartige weiße Kutte gekleidet und schreitet dann abwärts in die feuchte Wärme der Grotte über mehrere Wärmestufen, frei nach Dante ins Paradiso und Purgatorio, bis man schließlich im wärmsten Teil, dem Inferno landet. Dort lässt man sich für maximal 50 Minuten nieder, schwitzt und hängt träge seinen Gedanken nach. Die Umgebung ist pittoresk, man sitzt in Liegestühlen in einer abgedunkelten Tropfsteinhöhle bei ca. 40 Grad, überall tropft es, die wenigen „Mitschwitzer“ stören überhaupt nicht, im Gegenteil, man ist im ersten Moment froh, dass man nicht allein ist. Ab und zu erhebt sich eine der Mönchskutten und schlurft zum Ausgang, ansonsten Ruhe…
Nach 50 Minuten verlässt man die Grotta und wird als Zusatzservice mit warmem Thermalwasser abgespritzt, eine sehr angenehme Wassermassage. Danach geht es zum großen Außenpool, der mit ca. 35 Grad warmem Thermalwasser zum weiteren Entspannen einlädt.
Ich hatte befürchtet, eine Woche lang nur von alten Leuten umgeben zu sein, wurde aber sofort eines Besseren belehrt. Da die Thermen auch für Tagesgäste zugänglich sind, fanden wir uns in fröhlichem, italienischem Badeambiente wieder, wo erstaunlich viele junge Leute die Entspannung der Thermalquellen nutzten.
Müßig zu sagen, dass wir Grotta und Thermalpool jeden Tag nutzten und dazu diverse Massagen und Stretchingkurse buchten. Nach einer Woche hatten wir insgesamt an körperlicher Beweglichkeit und allgemeinem Wohlbefinden gewonnen, die Golfschläge waren deutlich länger – was will man mehr?
Zur Abrundung der Beschreibung des Hotels sei das sehr gute Essen erwähnt und natürlich die Freundlichkeit des Personals. Stellvertretend danken wir Laura für ihre Kundenorientierung und guten Tipps!
Nun zum Golf, das wir trotz Wellness nicht vernachlässigt haben.
Ungefähr 5 km entfernt vom Hotel liegt der Golfclub Montecatini mitten in den Hügeln dieser schönen Landschaft. Der Par 72 Platz ist mit 5.700 Metern nicht sehr lang, aber dafür äußerst tricky. Es geht ständig rauf und runter, schräge Lagen und blinde Löcher erfordern erneut Verstand und Präzision. In einem Artikel in der FAZ über diesen Golfplatz haben wir vorher gelesen: „Auf diesem Golfplatz für Bergziegen ist ein wenig Masochismus hilfreich, da man entdeckt, dass man so begabt, wie man dachte, doch nicht ist“.
Da wir Dank Wellness in guter körperlicher und geistiger Verfassung waren, sind wir die Schwierigkeiten gelassen angegangen, haben die schöne Umgebung genossen und sogar passable Ergebnisse ins Clubhaus gebracht. Bei einem guten Mittagessen im Clubhaus und noch besserem Weißwein fühlten wir uns „wie Gott in Italien“.
Wir spielten noch einen weiteren Golfclub bei Prato, den hochgelobten Golfclub Le Pavoniere. Abgesehen davon, dass er schwer zu finden war, hat uns der flache Parklandplatz viel Spaß gemacht, er war wie eine Erholung nach den bergigen Abenteuern auf den beiden anderen Plätzen. Der Platz ist von Arnold Palmer entworfen und liegt in einem ehemaligen Landgut der Medici, er ist sehr gepflegt und hat mit vielen Wasserhindernissen durchaus seine Tücken. Die Küche im Clubhaus wird sehr gelobt, leider machte sie gerade pause, als wir unser Spiel am späten Nachmittag beendeten. Da die Umgebung des Platzes weitgehend ödes Industriegebiet ist, fuhren wir auf direktem Weg zurück in unser Paradies in Monsummano Terme.
Noch ein Wort zu den Greefees: Dank der Golfkarte, die wir von der Organisation Toscana Golf & More erhielten, bekamen wir überall Ermäßigungen und zahlten im Schnitt zwischen 40 und 50 Euro.
Natürlich nutzten wir auch die räumliche Nähe zu Florenz (40 km) und Lucca (25 km), um diesen beiden Städten einen Besuch abzustatten, aber letztlich waren wir in beiden Fällen froh, als wir dem touristischen Trubel entkommen und wieder in die entspannte Atmosphäre unseres Ressorts zurückgekehrt waren.
4. Fazit
Wir hatten sehr angenehme und entspannte Urlaubstage. Sport und Wellness haben sich gut vertragen, dieser geschilderte nördliche Teil der Toscana ist landschaftlich und kulturell nicht minder reizvoll, als der bekanntere Süden – aber viel weniger überlaufen, preiswerter und deshalb fast noch ein Geheimtipp für Leute, die keinen großen Auftrieb lieben.
Wir kommen auf jeden Fall wieder, zumal es kulturell, golferisch und kulinarisch noch viel zu entdecken gibt!
Klaus Weidner, Juni 2009