Kapstadt – Buenos Aires – Punta Arena / Chile – Antarktis … ein Reisebericht
Wir sind zurück – rechtzeitig zur Weihnachtszeit – von einer langen, interessanten, aber anstrengenden Reise in die Antarktis.
Man kann die Antarktis auf verschiedene Weise bereisen (z.B. mit dem Luxusdampfer Hanseatic etc.), wir aber entschieden uns für eine ganz besondere Variante. Da mir die Seefahrt sehr schlecht bekommt (obwohl in Hamburg geboren), buchten wir eine Anreise von Cape Town mit Airline Malaysia über Buenos Aires nach Punta Arenas/Chile, die es erlaubt, von dort mit dem Flugzeug die Drake Passage (oft sehr starker Seegang) zu überqueren (mit dem Schiff 3 Tage) und auf der Antarktik Peninsula vorgelagerten Insel an Land zu gehen. Man versprach uns für diese Überquerung einen angenehmen Flug mit einem Jet – geflogen sind wir mit einem Herkules Militärtransporter, (wegen schlechter Landebedingungen), der normalerweise Soldaten in Kriegsgebiete fliegt. So sah das dann von innen auch aus: Eingepfercht und aufgereiht Schulter an Schulter und Knie an Knie vom Gegenüber flogen wir 2,5 Stunden. (Zurück habe ich mir einen Platz geschnappt ohne Gegenüber, um die Füße strecken zu können.)
Wir landeten in einer Station für dort stationierte Wissenschaftler und Mitarbeiter, very basic, und wurden dann in kleinen Zodiaks gruppenweise übers Meer zu unserem russischen Eisbrecher “Grigory Mikheev” gefahren. 46 Personen können untergebracht werden auf diesem Schiff. Viele unserer Touristen buchten die einfachen Seemanskojen (Doppelbett übereinander, Toillette gegenüber), aber Lothar hatte vorgesorgt und hatte die grösste Kabine reserviert mit extra Dusche und WC. Thank God!!
Diese russischen Schiffe, die dort unten für Monate stationiert sind, arbeiten mit Touristik-Unternehmen zusammen und verdienen so extra Geld für ihre Unternehmungen. Alles war russisch vom Kapitän (hatte mal eine Stunde Unterhaltung mit ihm auf der Brücke und wurde zum Tee eingeladen) , seinen Mitarbeitern an Deck und den Damen, die für uns gesorgt haben. Alles war gepflegt und sauber, wir hatten gutes Essen, endlos chilenischen Wein und andere Getränke – aber es war kein Luxusschiff mit all seinen Ablenkungen und seinem Entertainment und man konnte sich voll und ganz auf diese unglaublich unberüehrte Natur konzentrieren, in die man dort eintaucht.
Für Vorträge waren junge Akademiker, eine Biologin (aus Canada) und ein Historiker (Argentinier), an Bord. Für die Organisation sorgte eine 5-sprachige Italienerin, weiterhin war ein junger Doktor an Bord. Der war am ersten Abend gleich riesig beschäftigt, da das halbe Schiff krank war, auch mein armer Mann, der so was noch nie erlebte. Auch nicht auf Segeltouren mit Freund Jan in der Nordsee. Mir gings einigermassen, da ich mir sogleich als wir ankamen vom jungen Doc ein Pflaster gegen Übelkeit hinters Ohr kleben liess , das 3 Tage vorhält. Aber es schwankte erheblich, ich rollte von einer Bettkante zur anderen. Dann um 2.30 nachts ging die Italienerin wohl auf die Brücke und bat den Kapitän, etwas langsamer zu fahren, da das halbe Schiff über der Kloschüssel hinge….
Also – so fing es an und es passierte dann auch nicht mehr, das Schiff glitt ruhig dahin, vorbei an dieser gewaltigen unberührten Landschaft aus Eis. Es waren 5 Tage Natur pur.
Die Zodiaks brachten uns jeweils gruppenweise in die kleinen Buchten an der Küste. Wir hielten auch auf einer Vulkaninsel. Wir haben unendliche Kolonien von Pinguinen gesehen, diesen putzigen kleinen Kerlchen, und wurden angewiesen, wenn wir da als Touristen herumstiefeln (wir haben alle riesige Gummistiefel bekommen gegen Nässe) und ein Pinguin kommt des Weges, 2 Schritte zurück, anhalten und dem kleinen Kerl die Vorfahrt lassen!! Da dort nichts wächst, bauen sich die Pinguine ihre Nester aus Hunderten von kleinen grauen Steinchen. Mittendrin sitzt Mutter und brütet (oder auch der Vater, man wechselt sich ab) und wenn dann der Pinguin-Vater denkt, dass sein Heim nicht schön genug sei für seine Dame, watschelt er zum Nachbarnest und klaut dort weitere Steinchen unter wüstem Gefauche der dortigen Hausherrin. Er trägt das Steinchen behutsam zu seiner Behausung und bettet es auf die anderen. Köstlich, klauen wie die Raben. Interessant auch, da es dort ja nur grosse Steinflächen zum Bauen der Nester gibt, ansonsten ist da Eis und Schnee, müssen diejenigen Pinguinfamilien, die später kommen, immer höher hinauf, um Steinflächen zu finden. Unten am Meer ist die absolut beste Wohnlage. Manche sind weit, weit oben am Hang und müssen dann aber wieder runter ins Meer, um Nahrung zu finden. Und dann bemühen sich diese kleinen Kerlchen mühsamst, den Hang wieder hinaufzuwatscheln mit ihrem drolligen Gang, unterbrochen von Verschnaufpausen, flach auf dem Bauch liegend.
Höhepunkt war eine Zodiakfahrt gleitend über das Wasser an einem der wenigen Sonnentage vorbei an Eisbergen, skulpturartigen Bauten, manche haushoch, aus Eis mit Schneehauben, die aus einem tiefblauen Wasser herausragen. Traumhaft schön, eine nach der anderen. Die Fotoapparate klirrten. Es hat auch 2 x geschneit auf unserer Reise.
So ganz ungefährlich sind die Reisen in dieser Gegend nicht. Das Schiff Ushaya mit 82 Touristen an Bord lief, als wir dort unten waren, auf einen Felsblock und die Touristen mussten evakuiert und von einem Militärschiff aufgenommen werden. Ihre Reise verkürzte sich um 3 Tage, und es dauerte mehrere Tage, das Schiff “loszueisen”.
Die russische Crew hat uns an einem Abend zur Überraschung aller ein Barbecue angerichtet (sehr lecker mit Salaten und viel Fleisch) auf dem Heck des Schiffes – bei – brrrr – unter 0 Grad !!! Dazu Musik und Tanz. Ich habe kurz den Kapitän zu einem Tänzchen aufgefordert und bin dann rein, da es so kalt war, während mein Mann sich draussen warm tanzte mit jungen Russinnen. Sehr liebenswürdige junge Damen, die uns immer mit einem Lächeln bedient haben.
Da Air Malaysia nicht jeden Tag fliegt, und wir zu einem bestimmten Zeitpunkt in Punta Arenas sein mussten, konnten wir 4 schöne Tage in Buenos Aires einplanen. Dank einer Freundin haben wir sehr gute Tipps bekommen und haben in einem kleinen Boutique Hotel im Stadtteil Recoleta gewohnt. Eine elegante Gegend mit riesigen Appartement-Häusern, wie in den besten Stadtteilen von Paris, mit grossen Hotels, Einkaufszentren und edlen Boutiquen (man kann schöne Ledersachen hier kaufen).
Wir haben Ausflüge in die interessanten empfohlenen Stadtteile unternommen: Palermo ist einer der weitverzweigtesten Stadtteile BA’s. Palermo Chico (monströse Wohnhäuser); Palermo Viejo, aufgeteilt in Palermo Hollywood und Palermo Soho. Wir haben uns den Stadtteil Palermo Soho ausgesucht zur Besichtigung mit all seinen kleinen, Restaurants, jungen Boutiquen (armer Ehemann) und alten Häuserfassaden.
La Boca; das bunte Arbeiterviertel, besiedelt u.a. von Italienern in der Mitte des 19. Jahrhunderts,. Da sie sich der schäbigen Fassaden ihrer Häuser schämten, “borgten” sie sich Farben, mit denen im Hafen Schiffe bemalt wurden und kreierten ein unglaublich buntes Häuserbild, bis heute erhalten, was die Touristen in Scharen anzieht. An jeder Ecke wird der Tango vorgeführt. Eine etwas unsichere Gegend für Touristen , es werden nur bestimmte Strassen empfohlen – aber ein Muss.
Cementario de la Recoleta – der berühmte Friedhof ist ein weiteres Muss. Riesige Grabstätten (Häuserformat) z.T. prachtvoll ausgestattet. Auch die berühmte Eva Peron ist hier begraben. Ein angenehmer Ort der Ruhe in dieser pulsierenden Stadt.
Natürlich haben wir eine kleine feine Tangoshow besucht im Hotel Faena (erbaut in Zusammenarbeit mit dem Unternehmer Faena und Philip Starck.) Man kann überall Tango lernen und Tango bewundern: “Macho“ , gekleidet im feinsten Tuch mit Hut, umgarnt die Dame seines Herzens, zieht sie heran, stösst sie weg und besiegt sie “-wow“ haben die getanzt , sehr erotisch.
Wir haben natürlich auch phantastisches Fleisch gegessen, zart und saftig – und dazu der argentinische Wein!!
Von den vielen Museen haben wir das MALBA (eröffnet 2001, Sammlung moderner lateinamerikanische Kunst) besucht, da Arbeiten von Frieda Kahlo angezeigt waren. Leider nur ein Portrait.
Mit Bekannten waren wir am Hafen Puerto Madero , dort wurde gebaut wie in Hamburger Hafengegenden, die man aufgewertet hat mit feinen Lofts, modernen Restaurants, Galerien etc. Es gibt natürlich noch viel anderes Sehenswertes, dazu fehlte uns aber die Zeit. Buenos Aires war toll – Kontrastprogramm.
Dann flogen wir , wie oben erwähnt , nach Punta Arenas/Chile, um von dort in die Antarktis zu starten. Langweilige, hässliche Stadt, herumstreunende hungrige, verdreckte arme Hundekreaturen (was für mich!!), aber da man unsere Zimmerbestellung im Hotel übersehen hatte, bekamen wir am 2. Tag die Präsidenten-Suite mit whirl pool , Zimmer war im Reisepreis inbegriffen). Auch nicht schlecht. Punta Arenas wird auch angeflogen von Touristen, die die wunderbaren National Parks Chiles dort unten besuchen wollen.
Die erste Nacht mussten wir ausweichen in ein anderes Hotel, hatten dafür aber das Vergnügen mit der chilenischen Präsidentin (am Nebentisch) zu frühstücken. Sie war auf dem Wege zu einem Meeting mit der argentinischen Präsidentin, die sie in Punta Arenas besuchte. Die Damen machen Politik…..
Nach 5 Tagen Antarktis flogen wir endlos lange über Santiago zurück nach Buenos Aires! Dort hatten wir weitere 2 Tage bis zu unserem Rückflug nach Cape Town, die wir mit unseren in BA lebenden Bekannten verbracht haben. Air Malaysia hat uns dann komfortabel und sicher nach Hause geflogen. Aber wir waren doch angestrengt, da wir von 15 Tagen 5 nur mit Anreisen verbracht haben.
Tja, wenn einer eine Reise tut…..aber die Antarktis war ein unvergessliches Abenteuer!
Stellenbosch / Südafrika, 18.12.2008 Ursula Erhardt
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