Vertiefungsreise nach Burma / Myanmar, Januar 2013, ein Reisebericht
Da uns unsere erste Reise nach Burma / Myanmar im Januar 2012 (siehe separater Reisebericht „Mingalabar Burma“) begeistert hat, haben wir uns entschlossen, ein Jahr später im Januar 2013 eine zweite „Vertiefungsreise“ in dieses faszinierende Land zu unternehmen – wieder zu Dritt mit unserem „Leibarzt“ Peter.
Die Reiseplanung und Durchführung oblag der Reiseagentur UNITEAM in Rangun, der Tochtergesellschaft eines deutsch / burmesischen Schifffahrtsunternehmens, die auch schon unsere letzte Reise zu unserer vollen Zufriedenheit organisiert und begleitet hatte.
Bedingt durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Islamisten und Buddhisten im Gebiet um Sittwe, an der Grenze zu Bangladesch, musste unsere ursprüngliche Reiseroute kurzfristig geändert werden. Uniteam schlug uns statt dessen einen Reisebaustein in den Süden Burmas vor, den wir akzeptierten und im Nachhinein nicht bereuten.
Somit sah die Reiseroute unserer 3 wöchigen Rundreise wie folgt aus:
Rangun – Inlesee – Bagan – Golden Rock, Mawlamyaing – Bago – Rangun – Ngapali-Beach – Rangun.
Kurz vor unserer Abreise erfuhren wir, dass unsere vorgesehene deutsch sprechende Reiseleiterin bei einem Flugzeugunglück am Inlesee so verletzt wurde, dass sie für uns nicht zur Verfügung stand. Wir boten an, einen englisch sprechenden Guide zu akzeptieren, was sich letztlich als großer Glücksfall erwies.
Zauduli Laphai, kurz Duli genannt, stellte sich als äußerst freundlicher und kompetenter Guide heraus. Er verfügt mit seinen 38 Jahren nicht nur über viel Erfahrung, sondern war mit seiner guten Bildung, Flexibilität und Kundenorientierung ein äußerst angenehmer Mitreisender und ein Garant für eine spannende und sehr informative Rundreise. Unser Dank gilt auch den Mitarbeitern von UNITEAM, denen wir eine sehr gute Reiseplanung und Organisation bestätigen können, verbunden mit der notwendigen Flexibilität, auftretende Probleme und Wünsche schnell und „klaglos“ zu unserer Zufriedenheit zu lösen – Prädikat: sehr empfehlenswert, optimaler „Value for Money“!
2. Grundsätzliches zum Land und zum Reisebericht
Ich konzentriere mich im folgenden Reisebericht auf unsere neuen Erlebnisse und Erkenntnisse und versuche somit einerseits Wiederholungen aus dem Reisebericht von vor einem Jahr ausdrücklich zu vermeiden. Andererseits empfehle ich für ein komplettes Bild Burmas aus meiner Sicht, die Lektüre meines Berichts „Mingalabar Burma“ auf meiner Reisewebsite www.mein-reisebericht-online.de
Grundsätzlich hat uns bei unserer Ankunft in Rangun die Dichte des Autoverkehrs überrascht, die prompt zu langen Staus zu fast allen Tageszeiten führt. Die Zahl der Besucher Burmas hat sprunghaft zugenommen, die Hotels in Rangun und den großen Touristikzentren des Landes waren offenbar weitgehend ausgebucht, was kurzfristige Änderungswünsche erschwerte und natürlich auch Auswirkungen z.B. auf den inländischen Flugverkehr in puncto Überbuchung und Pünktlichkeit hatte.
Das Telefonieren per Handy funktioniert noch immer nicht, dafür aber die Verbindung von Iphone, Ipad und PC ins Internet, die entsprechenden Zugangscodes erhält man unaufgefordert und kostenlos in den Hotels. Insofern funktioniert auch die Telefonie per Skype, wenn man Skype eingerichtet hat. Lästig ist nach wie vor, dass man die ganze Reisekasse in Dollar und bar mitschleppen muss, Kreditkarten funktionieren noch immer nicht, wie wir selbst in den großen Hotels in Rangun beobachten konnten.
Auch bei dieser Reise empfanden wir Burma als eines der freundlichsten und sichersten Reiseländer der Welt. Unsere vergessene Reisetasche (mit einem Teil der Reisekasse) wurde uns am Flughafen in Rangun nachgetragen, Bettelei ist nach wie vor verboten und verpönt und das freundliche Lächeln der Burmesen unvergesslich.
Durch die Beachtung der üblichen Regeln:“ cook it, peel it or forget it” hatten wir auch keinerlei Probleme mit dem Essen und Trinken – wobei das Zähneputzen mit Wasser aus verschlossenen Wasserflaschen Routine sein sollte, ebenso wie das genügende Trinken aus diesen überall angebotenen Flaschen. Dass ich zusätzlich auf meine Prophylaxe mit einer tägliche Tablette „Metifex“ schwöre, sei am Rande erwähnt.
Wir hatten 3 Wochen lang einen wolkenlosen blauen Himmel, mit im Schnitt Tagestemperaturen von knapp über 30 Grad – bei relativ geringer Luftfeuchtigkeit sehr gut erträglich. Umso überraschender war eine kurzzeitige Kältewelle, die aus dem Norden kam und das ganze Land für 2 Tage frösteln ließ.
3. Rangun
Da wir Rangun schon ganz gut kannten, haben wir auf die übliche Tempel- und Pagodentour verzichtet und alternativ eine morgendliche Bootstour auf dem Rangunriver und eine anschließende Zugfahrt durch die Außenbezirke der Stadt unternommen.
Die Bootsfahrt auf der „Weissen Dora“ war eine sehr entspannte Fahrt nur für uns Drei bzw. mit unserem Guide Duli für uns Vier – bestens bewirtet und betreut von der Bootseignerin und ihrer Crew. Die ca. 2 stündige Fahrt gewährte interessante Ausblicke auf das Leben an beiden Flussufern und auf den Hafen, die vielen Fähren, geschäftigen Schiffe und Boote und auf das Panorama der Altstadt vom Wasser aus. Dieser Vormittag war der ideale Einstieg für uns vom Jetlag geplagten Neu-ankömmlinge.
Der touristische Ernstfall begann danach in der Mittagshitze mit der Zugfahrt im „Cicular Train“, einem Zug der Rangun umrundet.
Bahnhof und Zug sind gefühlte 100 Jahre alt (im Reiseführer steht zwar 50 Jahre), die Fahrt in den klapprigen Wagen ohne Türen und mit offenen Fenstern, quasi im Schritttempo, ist ein Erlebnis eigener Art. Hier ist man mitten in der normalen Bevölkerung, hier erlebt man die Armut des Landes buchstäblich hautnah. Alt und Jung nutzen dieses Verkehrsmittel, Marktfrauen transportieren ihr Angebot in bunten Körben, Kinder fahren (hoffentlich) zur Schule, alte Männer sitzen teilnahmslos in der Ecke und kauen Bethel und über den Boden flitzen freche Mäuse, die hier offenbar genügend Futter finden. Entsprechend sitzen die barfüßigen Frauen alle auf ihren auf den Bänken angezogenen Beinen.
Wir fuhren durch sehr ärmlich wirkende Vorstadtgegenden, manchmal unterbrochen von Bahnhöfen, die gleichzeitig Märkte für Obst und Gemüse sind und mit vielen kleinen Imbissstellen die Bevölkerung versorgen. Beim Blick aus den Fenstern sah man viele armseligen Hütten (die sicher wenig Schutz in der Regenzeit bieten), ab und zu Neubauten, aber auch Bauruinen und überall häufte sich der für die 3. Welt typische Plastikmüll, den man im Zentrum Ranguns nicht sah. Die Menschen hier haben offensichtlich andere Sorgen, man spürt die Armut, erlebt aber zum Glück kein Elend, wie z.B. in Indien. Wir werden mit freundlicher Zurückhaltung betrachtet, Touristen sind hier noch nicht die Regel. Die Fahrt mit dem Zug ist für die Einheimischen offenbar kostenlos, man steigt bei laufender Fahrt aus- und ein, man kennt sich, plaudert oder schläft müde ein.
Diese Zugfahrt war interessant und traurig zugleich, aber sehr empfehlenswert, da sie Einblicke in das wahre Leben im Umfeld dieser 5 Millionenmetropole bietet, die man im geschäftigen Zentrum so nicht bekommt.
Am Nachmittag besuchten wir noch heilige weiße Elefanten in einem Tempel (ein eher trauriges Schauspiel), aßen köstlich und preiswert in einem ethnischen Restaurant und schlossen den Tag ab mit dem Bummel durch einen weitläufigen Park, in dem die Häuser der verschiedenen ethnischen Minderheiten und Stämme originalgetreu aufgebaut und zu besichtigen waren
Wir hatten während der Reise insgesamt 4 Übernachtungen in Rangun, 3 Mal waren wir im altehrwürdigen Kolonialhotel Savoy, das in der hektischen Großstadt eine Insel der Ruhe darstellt und ein Mal im geschäftigen Park Royal, das durch seine zentrale Lage und vorzügliche Büffets bestach. Einkaufen im Scott Market und der abendliche Besuch der wunderbaren Shwedagon Pagode gehören zum Pflichtprogramm eines jeden Burmabesuchs.
4. Inlesee
Beim Flug zum Inlesee dachte unser Guide Duli an seine verunglückten Freunde, die bei dem Flugzeugunglück an Weihnachten im hinteren Teil des Flugzeuges saßen und dort z.T. schwer verletzt wurden. Er war sichtlich erleichtert, als wir in Henlo sicher gelandet waren und von unserem Fahrer freundlich begrüßt wurden.
Auf der Fahrt zum Inlesee besuchten wir zunächst einen Familienbetrieb, der bunte Papierschirme herstellte. Wir konnten der Freundlichkeit und Farbenpracht natürlich nicht widerstehen – ab sofort hatte sich das Gewicht unseres Reisegepäcks deutlich erhöht. Der Besuch des altehrwürdigen Jungenklosters wiederholte sich vom letzten Jahr: Erneut demonstrierten die jungen Mönche ihren Tagesryhtmus: beten, betteln, essen, lernen, spielen – vorzugsweise Fußball, barfuß auf steinigem Untergrund!
Das Mittagessen im einheimischen Restaurant am Wege kostete zusammen 7.- € für 4 Personen und war erneut köstlich.
Den Nachmittag verbrachten wir in den Hügeln über dem Inlesee im 2003 eröffneten Weingut „Red Mountain Estate“, mit Weinprobe und kostenlosem Blick auf den Sonnenuntergang über dem See. Das moderne Weingut hat eine italienische Ausstattung und einen französischen Weinmeister, ab 2008 werden gute trockene Weiß- und Rotweine verkauft, die wir im Laufe unserer Reise immer wieder mit Vergnügen tranken.
Der Tag endete mit einer längeren und ziemlich „frischen“ Bootsfahrt zu unserem Ziel, dem Villa Inle Resort & Spa, einem neuen, luxuriösen und exklusiven Ressort.
Wir bezogen eines der 17 wunderbaren Holzhäuser direkt am See und wurden zum Abschluss noch mit einem köstlichen Abendessen verwöhnt – gestiftet von UNITEAM, herzlichen Dank liebe Freunde!
Auch für die 2 Tage am Inlesee galt, dass wir das klassische Touristenprogramm schon im letzten Jahr absolviert und beschrieben haben. Meine Leser verweise ich deshalb auf meine Ausführungen zum Inlesee im letztjährigen Reisebericht auf meiner Reisewebsite.
UNITEAM hatte uns stattdessen zwei weitere außergewöhnliche Highlights dieser Gegend empfohlen, eine Ganztagestour per Boot nach Sagar und einen Ganztagesausflug per Auto nach Kakku. Beide Tage zählten zu den Highlights unserer Reise.
Die ca. 60 km lange Fahrt mit dem Boot, die über den Inlesee und einen langen Kanal zu einem kleinen See im Süden führte, an dem Sagar liegt, bot uns die ganze Vielfalt dieser einzigartigen Naturschönheiten in ca. 1000 Meter Meereshöhe. Die Shanberge im Hintergrund begrenzen diese „wässrige Toskana Myanmars“, wie Uniteam die Gegend treffend beschrieb.
Der erste Stopp galt am frühen Morgen einem „Brennholzmarkt“ bei Taung Toe, der malerischer nicht hätte sein können. Hier deckte sich die regionale Bevölkerung vor allem mit Holz für den häuslichen Bedarf ein. Der Markt am Fuße einer wunderschönen Pagode bot aber auch Lebensmittel aller Art an, Handarbeiten, Haushaltsartikel und natürlich Souvenirs. Die Bergvölker in ihren bunten Trachten, kaum gestört von Touristen, verliehen diesem Markt eine zusätzlich exotische Note.
Da wir jetzt in das Gebiet des Pa O Stammes eintraten, war ein weiblicher lokaler Guide Pflicht. Der Besuch von Sagar stellte sich als äußerst lohnend heraus. Eine zwar weitgehend verfallene, aber immer noch imposante Tempelstadt aus dem 17. Jahrhundert erwartete die wenigen Besucher, die sich auf diesen langen Ausflug gemacht hatten. Die 900 Bewohner aus 3 unterschiedlichen Stämmen, die das heutige Dorf Sagar bewohnen, das mitten in den antiken Resten des alten Sagars liegt, gehen mit ihrem Erbe eher gleichgültig um. Ein Hauch von Ankor Wat in Kambodscha umgab den weitgereisten Touristen, wenn er auf wunderbare Steinfiguren und Friese und zum Teil von Bäumen überwucherte Stupas und Pagoden traf. Im Gegensatz zu Ankor Wat war hier der Ort von fröhlichem Kindergeschrei erfüllt, das aus der Grund- und Realschule drang.
Das Mittagessen in einem intakten, landwirtschaftlichen Betrieb, mit Reisschnapsbrennerei, Ferkelzucht und vielem sonstigem Getier war eine willkommene Zugabe. Die mehrstündige Rückfahrt per Boot war sehr entspannend und bot uns vielfältige Einblicke in das Leben am und im Wasser, die wunderbaren Holzbauten auf Pfählen im Abendlicht waren des Fotografen Traum.
Unser 2. Tag am Inlesee führte uns in das ca. 80 km entfernte Kakku, einen weiteren sehenswerten, historischen Ort, der aufgrund der schwierigen Straßenverhältnisse kaum von Touristen besucht wird.
Wir fuhren mit Auto und Fahrer zunächst zum Hauptort am Inlesee, Nyaung Shwe, einem lebhaften und malerischen Marktflecken, in dem sich auch viele preiswertere Unterkünfte befinden als in den Luxusressorts direkt am See. Von dort aus beginnt eine „hochalpine“, äußerst kurvenreiche Fahrt nach Taunggyi, einem bedeutendem Handelszentrum mit ca. 200.000 Einwohnern in 1500 Metern Höhe in den Shan Bergen. Die koloniale Vergangenheit dieser ehemals britischen Kolonialstadt ist nur noch zu erahnen – dafür war bei unserer Ankunft das ganze Zentrum ein einziger Markt, ein entsprechendes Verkehrschaos inbegriffen. Dieser sich unendlich hinziehende Straßenmarkt .war geprägt von den bunten Trachten der Frauen des Shanstammes und einem riesigen Angebot an Gemüse, Kräutern, Früchten und Blumen, aber auch jeder Art von Haushaltswaren, Textilien etc. Das „wunderbare“ Chaos wurde vervollständigt durch die vielfältigen Werkstätten der Handwerker jeder Art und den permanenten Verkehrsstau des sich hupend durch die Stadt quälenden Durchgangsverkehrs.
Insofern waren wir froh, dass wir nach den obligatorischen malerischen Fotos diesem Chaos entkommen und unseren Weg zum ca. 40 km südlich liegenden Kakku fortsetzen konnten. Die Straßen wurden schlechter, dafür die Landschaft immer schöner. Reis- und Knoblauchanbau prägen diese liebliche, menschenleere Hochebene, bis uns dann schließlich am Horizont ein sensationeller Anblick überraschte: auf einem Hügel begrüßte uns ein antikes Pagodenfeld mit 2778 Stupas! Wir betraten das zentrale Heiligtum des Volkes der Pa-O entsprechend ehrfürchtig und bummelten durch diese 500 -1000 Jahre alte Kultstätte. Die Stupas sind 3-10 Meter hoch und reich verziert und wurden von Gläubigen gestiftet und werden auch heute noch durch Spendengelder mehr oder weniger gut erhalten.
Das ganze Ensemble strahlt eine erhabene Ruhe aus, jeder Stupa erzählt seine eigene Geschichte, es gibt burmesische, indische, und thailändische Einflüsse an den Bauwerken. Die Entstehung dieser sensationellen Anlage ist unklar und entsprechend mit spannenden Legenden belegt. Individualreisende dürfen nur mit einem regionalen Führer nach Kakku kommen – was bedeutet, dass wir dieses heilige Wunderwerk fast für uns allein genießen konnten. Leider reichte unsere Zeit nicht aus, um die Anlage zu umwandern und beispielsweise von einem Plateau aus einen ungestörten Blick auf die Gesamtanlage zu bekommen.
Bei Vollmond im Feb./März treffen sich die Pa-O hier zu Tausenden zu ihrem traditionellen Fest und bauen hierfür für 3 Tage eine vorübergehende Stadt auf – ein Traum, ein solches ursprüngliche Fest einmal mitfeiern zu dürfen!
Da unser Flug nach Bagan kurzfristig gestrichen wurde, stand uns am nächsten Tag eine weitere lange und mühsame Autofahrt von 450 km nach Bagan bevor.
Am frühen Morgen starteten wir mit 2 Fahrern dieses unerwartete Abenteuer. Im Nachhinein können wir sagen, dass es zwar anstrengend, aber auch lohnend war.
Die kurvenreiche Fahrt durch die Berge, in mitten einer üppigen Urwaldvegetation, hatte durchaus ihren Reiz Unser Fahrer war ein Meister seines Fachs, wie er die Teakholztransporter überholte, war atemberaubend. Entsprechend mussten dann bei einem Zwischenstopp Reifen und Bremsen mit dem Wasserschlauch gekühlt werden!
Am Ende dieser Bergrallye kamen wir aus dem kühleren Bergland in der heißen und trockenen Ebene an, wo wir dann auf deutlich besseren Straßen nach ca. 8 Stunden Fahrt Bagan erreichten – begrüßt von den ersten Pagoden links und rechts des Weges.
5. Bagan
Im Tharabar Gate Hotel waren wir zwar sehr zentral in der Nähe der Stadtmauer Alt-Bagans untergebracht. Leider handelte es sich aber um ein ziemlich unpersönliches Touristenhotel, mit mäßigem Service, aufdringlichen Trinkgelderwartungen etc. Es gibt hier sicher bessere Adressen, aber darauf komme ich später zurück.
Bagan hatte seine Blütezeit zwischen 1000 und 1300, dieser Zeit verdankt die Region ihr einmaliges Tempelareal mit 2.200 Monumenten, die über 40 Quadratkilometer verteilt sind. Die Pagoden, Stupas und Tempel können erwandert oder per Auto, Pferdekarren oder Fahrrad erkundet werden. Die schönsten Momente sind zweifellos die Sonnenuntergänge über der Kulisse der zahllosen Tempel und Pagoden.
3 Abende in Bagan bedeuteten somit 3 Chancen für abendliche Farbenspiele. Wir ließen uns am ersten Abend per Pferdekarren zur nahen Shwe San Daw Pagode fahren und waren entsetzt, als wir die Menschenmassen dort sahen, die sich mehr oder weniger erfolgreich bemühten, die steile Pagode zu erklimmen. Wir quälten uns ebenfalls die überdimensionierten Treppen hoch, ergatterten ein sicheres Plätzchen, wurden geschubst und gedrängt und waren dann doch ziemlich desillusioniert – ein schöner Sonnenuntergang, aber bei dem lauten Trubel kein magischer Moment! Wir trösteten uns, dass wir es ja an den beiden folgenden Abenden besser machen konnten!
Wir begannen unsere Tempeltour am nächsten Morgen mit dem wunderbaren Anandatempel, der uns auch dieses Mal verzauberte. Duli, unser fachkundiger Reiseleiter, führte uns zu den wichtigsten Tempelanlagen und versorgt uns mit den geschichtlichen Hintergrundinformationen und den spannenden Legenden, die die einzelnen Heiligtümer begleiten. Bagan bietet so viele unterschiedliche Tempel und Pagoden, dass sich jede Reisegruppe ihr eigenes Besichtigungsprogramm zusammenstellen sollte. Insofern verzichte ich hier auf weitere Empfehlungen und Aufzählungen.
Nach einer angemessenen Mittagspause machten wir uns am Spätnachmittag auf, um den heutigen Sonnenuntergang entsprechend zu zelebrieren. Wir wählten dazu das Aureum-Hotel aus, eine spektakuläre und luxuriöse Hotelanlage in mitten der schönsten Pagodenlandschaft. Das dortige Schwimmbad vermittelt dem Gast die Illusion, mitten in diese Pagodenlandschaft hinein zu schwimmen – einmalig!
Wer bereit ist, tief in den Geldbeutel zu greifen, für den ist dieses Hotel sicher die schönste Hotelanlage in und um Bagan. Zusätzlich bekommt man dort auf der obersten Etage des Hotelturms einen Logenplatz für das morgendliche und abendliche Naturschauspiel. Für 6.-€ Eintritt kamen wir auch in den Genuss der Aussichtsplattform im 13. Stock des Aureumturms und genossen dort einen stilgerechten Sonnenuntergang. Die unzähligen großen und kleinen Pagoden veränderten ihr Erscheinungsbild minütlich, der Abendnebel verschaffte dem Ganzen Szenarium etwas Geheimnisvolles – da war er, der lange erwartete „magic moment“ und dauerte sogar im abendlichen Nachglühen länger als gedacht!
Dieser kunstvolle Tag ging bei einem köstlichen Abendessen in einem einheimischen Restaurant mit Marionettenspiel mit burmesischer Musik lustvoll zu Ende.
Am nächsten Morgen läutete um 5.30 Uhr der Wecker, kurz danach stand ein klappriger Bus vor der Tür und fuhr eine noch müde Gästeschar zum Startplatz unseres nächsten großen Abenteuers: der Ballonfahrt über Bagan
Eine sehr professionelle, internationale Crew wies uns ein, bevor die 7 Ballons mit gewaltigem Gebläse zunächst aufgerichtet und dann mit heißer Luft startklar gemacht wurden. Der Einstieg der 12 Passagiere in die Gondeln erforderte ein bisschen Geschick – ich scheiterte fast am Ungeschick einer übergewichtigen Dame vor mir. Das Zerren von vorn und mein letzter heftiger Stoß von hinten beförderte sie schließlich kopfüber in den Korb und machte mir in letzter Sekunde den Weg zum Einstieg frei.
Der lautlose Aufstieg in der Morgendämmerung, der ungestörte Blick auf Hunderte von Pagoden im Morgennebel, der stufenlose Sonnenaufgang, der Blick auf die Mönche, die mit ihren leeren Essenskörben aus dem Kloster kamen, der immer weitere und klarere Blick über die Pagodenlandschaft und auf den Irravady-River, der zu uns heraufdringende Gesang der Mönche, die wunderbare Sicht aus ungewohnter Perspektive auf die sehr unterschiedliche Architektur der Pagoden und Tempel, die morgendliche Stimmung des erwachenden Tages – atemberaubend, unvergesslich, magisch!
Nach ca. 60 Minuten hieß es leider „fertig machen zur Landung“. Wir kauerten uns auf die Bänke im Korb, der Kapitän öffnete die Luftklappen am Ballon, wir sanken und landeten sanft auf einem freien Feld, der Korb wurde sofort fixiert von starken Händen – alles völlig problemlos.
Wow, das war sicher einer der Höhepunkte der Reise, begossen mit Sekt und dokumentiert mit einem „Ballon Flight Certificate“.
Die Ballonfahrt war mit 350.-$ pro Person zwar sündhaft teuer, aber sie lohnt sich und rundet jeden Baganbesuch buchstäblich „himmlisch“ ab.
Unser Programm wurde zunächst mit einer weiteren Fahrt per Pferdekutsche zu ausgewählten Tempeln ergänzt und am späten Nachmittag mit einer Bootsfahrt auf dem Irravady-River (nebst Sonnenuntergang auf dem Wasser) abgerundet.
6. Fahrt in den Süden (Golden Rock, Mawlamyine, Bago)
Nach den touristischen Highlights in Bagan und am Inlesee, die praktisch zu jeder Burmareise gehören, ging es jetzt in den weniger touristischen Süden: Flug von Bagan nach Rangun und dann sofort weiter mit dem Auto in Richtung Golden Rock.
Die ca.190 km bis zum dortigen Basislager führten zunächst durch eine relativ langweilige, flache Landschaft, die nach Bago hügeliger wurde und dann sanft anstieg bis zum Kinpun Camp, dem s.g. Basislager für den Besuch des Goldenen Felsen.Mit kleinem Gepäck (für eine Übernachtung) werden die 10.000 Pilger pro Tag und die wenigen Ausländer auf offene Trucks gepfercht, 43 pro Truck, und dann geht es im Einbahnverkehr zügig steil bergauf. Für einen großen Europäer ist die 45 minütige Fahrt eine echte Qual – ich habe sie nur deshalb unbeschadet überstanden, weil mir ein freundlicher, kleiner Burmese vor mir erlaubte, mich an seinen Schultern festzuklammern. Er erhielt auf diese Weise eine kostenlose Nackenmassage und bewunderte anschließend meine Hände!
An der Endstation angekommen, wurde zunächst ein Träger engagiert, der unser Gepäck in einem großen Korb auf dem Rücken die letzten ca. 600 Höhenmeter bis zum Gipfel trug. Während sich eine Gruppe von Koreanern in Sänften, je vier Träger pro Person, hochtragen ließ, war es für uns Ehrensache, den serpentinenreichen Aufstieg zu Fuß zu bewältigen. Verschwitzt, aber stolz kamen wir nach einer Stunde oben an, bezogen unser einfaches Hotel und dann ging es sofort zum heiligen Felsen, der uns in der Abendsonne golden glänzend empfing und uns in freudige Erwartung versetzte.
Der Felsen hängt mit 2/3 seines Umfangs über dem Abgrund, es ist unfassbar, dass und wie er sich hält und wie er überhaupt hierhin gelangte. Nach der Legende verdankt er sein Gleichgewicht nur einem Haar von Buddha, das präzise im Innern platziert sein soll. Die entsprechende Geschichte von einem König mit übernatürlichen Kräften ist toll, wie wir überhaupt bei unserer Reise auf viele schöne Legenden gestoßen sind, nach dem Motto: „wer glaubt, wird selig“.
In jedem Fall ist der Golden Rock einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Burmas, entsprechend “rummelig“ geht es dort zu. Die Pilger kommen mit der ganzen Familie oben an, dann wird gebetet und meditiert, werden Räucherstäbchen und Kerzen entzündet, die Männer kleben ihre Goldblättchen auf den Fels, anschließend sitzt man entspannt zusammen und zieht sich zu später Stunde in Massenlager zurück, wo gegessen und die Nacht verbracht wird. Die Umgebung des Felsen wirkt speziell bei Nacht mit den vielen bunten Lichterketten und fröhlichen Menschen relativ „unheilig“, aber diesen entspannten Umgang mit der Religion findet man im Buddhismus ja überall, es macht diese Religion für uns so sympathisch..
Wir waren uns einig, die Mühen der Anfahrt und des Aufstiegs hatten sich gelohnt. Wir konnten uns vom Anblick dieses goldenen „Wunders“ im Abendlicht, angestrahlt in der Nacht oder in der Morgenröte kaum trennen, die spektakulären Ausblicke auf die wunderschöne Landschaft gab es als Zugabe.
Als wir am späteren Vormittag zur Endstation abgestiegen und alle Pilger längst verschwunden waren, hätten wir ewig warten müssen, bis ein Truck mit 43 Personen gefüllt und losgefahren wäre. Die Lösung kostete 80.-$ und wir hatten unseren Privattruck, der uns exklusiv und zügig wieder zum Basislager brachte.
Unser Fahrer fuhr mit uns zügig durch das fruchtbare Land nach Süden, bis wir gegen Mittag in der Hauptstadt des Monstaates Mawlamyine ankamen. Die Stadt am Meer hat ca. 300.000 Einwohner und war von 1827 -1852 die Hauptstadt von Britisch Burma. Vom kolonialen Glanz blieb kaum etwas übrig, aber auch hier gibt es wichtige Pagoden zu besichtigen, die die umliegenden Hügel zieren.
Von diesen Hügeln aus hatten wir wunderbare, abendliche Ausblicke auf die Vereinigung zweier Flüsse und auf die schöne „Shampooinsel“, die wir am nächsten Morgen besuchen wollten.
Duli bereitete uns eine große Überraschung und Freude mit dem Besuch des Seindon Mibaya Kaung Klosters, einem ehemaligen Palast der Gemahlin des Königs Mindon, die diesen Palast bauen ließ und ab 1878 bewohnte. Beim damaligen Bau wurden westliche und östliche Einflüsse kunstvoll verflochten, was auch heute noch an vielen Stellen sichtbar ist – trotz kriegerischen Zerstörungen und eines bejammernswerten Bauzustandes. Seit 1953 ist der Palast ein Kloster und nur dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass die morbide Schönheit von Bau und Einrichtung noch einigermaßen erhalten blieb. Die Mönche leben wie selbstverständlich in dieser alten Pracht, sie nehmen sie vermutlich gar nicht wahr bzw. sind sich dessen kaum bewusst.
Auf Empfehlung unseres Reiseleiters verzichteten wir auf weitere Pagoden- und Klosterbesuche in der Großstadt und unternahmen stattdessen eine lohnende Entdeckungsfahrt in den tieferen Süden.
Am Anfang stand allerdings eine kurze Bootsfahrt zur im Fluss liegenden Klosterinsel „Shampoo“, die ihren Namen den jährlichen Haarwasch-Zeremonien der früheren Könige verdankt. Die jugendlichen Mönche widmen sich u.a. der Orchideenzucht, die blumenreiche Insel bietet ihnen ein friedvolles, meditatives Ambiente, das sogar uns erfasste.
Unser Tagesausflug führte uns ca. 70 km in den Süden, bis zu einem weiteren wichtigen buddhistischen Heiligtum, dem Meerestempel Yele Paya.. Leider war bei unserer Ankunft Ebbe, so dass wir den vom Meer umspülten Tempel nur in unserer Fantasie erlebten. Wundersamerweise wurde dieser Tempel vom Tsunami 2004 verschont, was sicher an den 11 Haaren Buddhas lag, die hier in einem Schrein aufbewahrt werden.
Unterwegs fuhren wir durch riesige Plantagen mit Gummibäumen, lernten von kleinen Familienbetrieben, wie sie die Bäume anzapfen, das Rohmaterial sammeln und verarbeiten und schließlich an Großhändler für 10.-€ pro englischem Pfund verkaufen.
Relativ unbeachtet und ungeschützt vor Wind und Wetter steht plötzlich eine alte Kriegslokomotive C 5031 vor uns, die für die Japaner auf der hier endenden Zugstrecke zum River Kwai wichtigstes Transportmittel war, auf der berüchtigten „Death Railway“ zur thailändischen Grenze. Welches touristische Potential hätte bei uns solch ein eiserner Veteran!
Zwei buddhistische Wunderwerke begegneten uns auf unserer Rückfahrt: zunächst eine eindrucksvolle 30 Meter hohe, sitzende Buddhafigur, an der schon 6 Jahre gebaut wurde, ein Ende ist noch nicht abzusehen. Ganz im Gegensatz zum gigantischen liegenden Buddha kurz vor Mudon, der 180 Meter lang und 34 Meter hoch, bunt und gleißend in der Landschaft liegt und damit der größte ruhende Buddha der Welt ist. Wir standen staunend und ein bisschen ratlos vor diesem heiligen Riesen, dessen Dimensionen und Farben uns schon ein bisschen an Disney erinnerten. Dass wir einen seiner Väter, einen fast 90 Jahre alten Abt, am Fuße dieses Giganten im Gespräch mit seinen jugendlichen Bewunderern erlebten, war ein erfreulicher Zufall. Sehr viel menschlicher und buchstäblich greifbarer waren für uns die 500 Mönche, überlebensgroße, bemalte Betonfiguren, die in Reih und Glied stehend dem Besucher den Weg zum liegenden Buddha weisen.
Der Nachmittag endet mit dem schweißtreibenden Erklimmen eines der beiden malerischen Zwillingsfelsen, die steil aus der Ebene herausragten. Nach einigen hundert Stufen belohnte uns eine wunderbare Aussicht und Abendstimmung für die Mühen des Aufstiegs.
Mawlamyine hat bisher nur wenige gehobenere Hotels am Fluss, die natürlich entsprechend ausgebucht waren. Durch die kurzfristige Änderung unserer Reiseroute landeten wir in einem indiskutablen Hotel am Rande der Stadt, direkt an einer sehr befahrenen, lauten Straße, unsauber und ohne Service – eigentlich nur für Einheimische und jugendliche Rucksacktouristen geeignet – ein Abenteuer, auf das wir gerne hätten verzichten können.
Auf der Rückfahrt nach Rangun machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Bago. Diese geschichtsträchtige und sehr interessante Stadt hat eigentlich mehr als eine Stippvisite verdient, aber unser Zeitplan ließ nur die Besichtigung der Hauptpagode Shwmawdaw Paya zu. Wir waren uns einig, dass Bago unbedingt auf dem Programm einer weiteren Burmareise stehen sollte.
7. Erholung am Ngapali Beach
Wie im letzten Jahr verbrachten wir die 3. Woche unserer Reise wieder im Bay View Ressort am wunderschönen Strand von Ngapali Beach.
Obwohl es inzwischen modernere und schönere Ressorts am Strand gibt, fühlten wir uns in der familiären und sehr persönlichen Atmosphäre des Bay View sofort wieder wohl und zu Hause. Wir danken dem neuen Chef Patrick, der mit seiner offenen, freundlichen und kundenorientierten Art das Ganze prägt und uns unsere Wünsche von den Augen ablas!
Esslingen, Februar 2013 Klaus Weidner