Von 1001 Nacht zum Orient im Umbruch
Eine Reise in das moderne, dennoch die alte Tradition wahrende
OMAN UND ABU DHABI
MAERZ 2017
Wenn man sehen und erleben will, was aus einer Kombination von Visionen, Mut zu Veraenderung und Oelreichtum entstehen kann, dann muss man in die Vereinigten Arabischen Emirate ( mit Dubai und Abu Dhabi ) und nach Oman reisen.
Man kommt ja aus dem Staunen nicht mehr raus, wenn man all diese modernen Gebaeude, Strassen, Haefen, Universitaeten, Krankenhaeuser und Flughaefen sieht – vor dem Hintergrund, dass die Beduinenstaemme dieser Laender noch vor ca. 50 Jahren hauptsaechlich mit Kamelhandel, Dattelverkauf, Fischerei und Perlentauchen beschaeftigt waren !
Aber dank der Weitsicht, Initiative Ueberzeugungskraft und dem Mut einiger weniger Maenner entwickelten sich diese Laender zu dynamischen Handels- und Finanzplaetzen. Erwaehnen muss man hier Sultan Qaboos von Oman, Scheich Bin Zayed von Abu Dhabi und Scheich Al Maktoum von Dubai.
Es ist schon ueberraschend z.B in Abu Dhabi eine Dependance der Sorbonne als auch der New York University vorzufinden, ferner Satelliten des Louvre und des Guggenheim Museums, entworfen vom amerikanischen Stararchitekten Gehry. Allerdings sind beide Museen noch nicht fertiggestellt.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (V.A.E.) sind ein foederaler Staatenbund aus sieben Nationen, und da Abu Dhabi der groesste Staat ist, fungiert Scheich Khalifa, der Sohn von Scheich Bin Zayed, als Praesident der V.A.E. Er regiert mit 40 Ministern, von denen 20 vom Volk gewaehlt werden. Bemerkenswert, dass es in der MInisterriege einen fuer “Tolerance” , einen anderen fuer “Happiness” gibt. Nichts wie hin !
Ein anderes Modell sieht man in Oman, das nicht Mitglied der V.A.E. ist. Dort regiert seit 1970 Sultan Qaboos mit weniger Ministern, aber darunter eine Frau, und einem “Advisory Parlament”. Zudem befindet sich das bisher einzige Opernhaus Arabiens in Muscat, der Hauptstadt von Oman.
Womit wir bei der ersten Station unserer Reise waeren, denn die Ankuendigung, dass Anna Netrebko zusammen mit ihrem Mann Y.Eyvakov, in eben diesem “Royal Opera House of Muscat” ein Konzert geben wuerde, klang zu verlockend , und war dann auch ein wunderbares Erlebnis.
Aber zunaechst haben wir einige sehr erholsame und schoene Tage am Meer in dem hochgelobten, grosszuegig angelegten Hotel “The Chedi” verbracht, architektonisch eine gelungene Mischung aus arabischen Elementen und modernem Design. Reizvoll der laengste pool in der arabischen Welt: 103 m lang – ein Traum!
Zum Namen Muscat ist zu sagen, dass dieser nichts mit der Muskatnuss zu tun hat, sondern in etwa mit “Ankerplatz” uebersetzt werden kann.
Das Stadtbild selbst spiegelt arabischen Baustil wieder, keine Hochhaeuser (ganz im Gegensatz zu Abu Dhabi und Dubai), die Bauhoehe ist auf frueher 4, jetzt 6 Stockwerke begrenzt. Vor kurzem wurde Muscat von der UNESCO als die sauberste Stadt Arabiens ausgezeichnet. Kein Wunder – selbst Autowaschen ist Pflicht !
Oman, offiziell “The Sultanate of Oman” liegt an der suedoestlichen Kueste der arabischen Halbinsel, ist nur wenig kleiner als Deutschland und hat ca. 4,5 mio.Einwohner , wovon ca.50% Omani sind. Besuchen kann man das Land eigentlich nur in Winter, denn im Sommer steigen die Temperaturen auf 50 bis 60 Grad, wobei die Angestellten der Regierung ab 55 Grad frei bekommen.
Und hier noch einige weitere Vorteile fuer die Bevoelkerung:
- Steuern? Fremdwort ! Aber: Laut Richtlinie des Islam soll jeder Omani 2,5% seines Einkommens an die Armen geben.
- Ausbidung ist ebenso kostenlos wie Krankenversicherung.
- Jeder Omani hat Anspruch auf ein Stueck Land mit 600 m2 Grundflaeche, um darauf sein Haus zu bauen.
Da mag sich mancher fragen: Wer hat den das alles auf den Weg gebracht?
Die klare Antwort lautet: Sultan Qaboos ! Er ist seit 1970 Alleinherrscher, inzwischen 77 Jahre alt, hat in England und Deutschland studiert, soll lt. Angabe eines unserer Reisefuehrer sogar 6 Monate in der Bundeswehr gedient haben und er besitzt eine Residenz in Garmisch Partenkirchen.
Sein Vater war ein erzkonservatiever, rueckwaerts orientierter Autokrat, den er dann nach Rueckkehr aus Europa ins Exil schickte und danach das Land modernisierte, oeffnete und zu Wohlstand brachte. Er wird von den Omani nicht als Despot angesehen, sodern al seine Art “weiser Vater” verehrt. Dennoch herrschen ueberall strenge Regeln, die zumeist auf der Staatsreligion basieren.
Das ist natuerlich der Islam, jedoch in der liberaleren Form des Ibadismus. So gibt es in Oman auch christliche Kirchen sowie Tempel fuer Hindus und Buddhisten.
Nun aber zu unseren Ausfluegen. Wir haben uns zunaechst fuer eine Stadtrundfahrt in Muscat entschieden, bei der weniger die Souks und der Fischmarkt beeindruckten, sondern vor allem die Moschee fuer ca. 20 000 Glaeubige, eine der groessten im arabischen Raum.
Weisser Marmor aus Italien, riesiger Teppich aus dem Iran und ein ueber 10 Tonnen schwerer Kristallleuchter – natuerlich von Swarowski ( wie auch in der Moschee in Abu Dhabi ).
Die Bilder zeigen eindrucksvoll die Schoenheit und Groesse dieser Moschee.
Die Besichtigungstour schloss auch eine Fahrt ins bergige Umland von Muscat ein, wobei wir uns ein Bild von der Infrastruktur und vor allem den vorzueglichen, neuen Strassen ( gebaut von STRABAG ) machen konnten. Bei der Amtsuebernahme von Scheich Qaboos gab es gerade mal 300 km asphaltierter Strassen zu seinem Palast, heute sind es ueber 33 000 km, durchgehend beleuchtet! Interessanterweise erwaehnte unser Reisefuehrer, dass wir als Autofahrer ja dies alles mitfinanziert haetten – mit dem Benzinpreis!
Ganz anders verlief der Ausflug zu den Beduinen, ergaenzt um mehr oder weniger wildes Fahren im 4×4 uebr die Sandduenen.
Die Beduinen sind auch heute noch sehr erfolgreich mit Aufzucht und Handel mit Kamelen.
Interessante Information am Rande:
In einer der Beduinenhuetten hat man mir einige noch lebende Skorpione gezeigt, mit der Bemerkung, dass Beduinen gegen den Stich der Skorpione immun seien, da deren Muetter immer etwas Skorpiongift der Muttermilch zumischen wuerden . Geniale Idee ?!
Nach den “Wahiba Sands” ging die Reise dann weiter – wieder ueber 4 bs 5 spurige, neue Highways – zum “Wadi Bani Khalid”.
Ein Wadi ist eigentlich ein ausgetrocknetes Flussbett, aber in diesem Fall gab es am Ursprung des Flusses einen kleinen See zwischen den Felsen,in dem ich ein erfrischendes Bad nehmen konnte – schoener Abschied aus Oman.
ABU DHABI
Es ist nur ein kurzer, ca.1 stuendiger Flug von Muscat nach Adu Dhabi, aber ploetzlich findet man sich in einer anderen Welt.
Schon auf der Fahrt vom Flughafen in die City ueberraschen eine Reihe von architektonisch sehr interessanten Hochhaeusern.
Im Hotel Jumeirah angekommen, wurden wir dann auch im 30 sten Stock einquartiert (es gibt hier 74 Stockwerke, 300 m hoch!) – schliesslich sind wir in den ”Etihad Towers”, mit phantastischem Rundblick:
Eine besondere Augenweide ist die spektakulaere , grosse Moschee – gebaut auf einem riesigen Sockel, 7m ueber der Umgebung.
Das Hauptinteresse bei der Stadtrundfahrt vor allem der Archtektur mit Dutzenden von Hochhaeusern unterschiedlicher Gestaltung und natuerlich der schon oben gezeigten und erwaehnten rel. neuen “ Sheikh Zayed Grand Mosque”.Es ist die nach Mekka und Medina groesste Moschee im arabischen Raum, ein faszinierendes “Gesamtkunstwerk” !
Sie wurde von Scheich Zayed als Zeichen von Toleranz und Glaeubigkeit geplant und kann 40 000 Glaeubige aufnehmen. Schon von weitem kann man die vielen Kuppeln und Minarette in strahlendem Weiss erkennen. Besonders reizvoll sind die vielen Blumenornamente an Saeulen und Waenden.
Und auch hier erstrahlt ein 15 Tonnen schwerer Kristallleuchter von Swarowski ueber einem iranischen Teppich gigantischer Ausmasse.
Die Moschee wurde 2006 fertiggestellt, zwei Jahre nach dem Tod von Scheich Zayed, und ist sicher das eindruckvollste und schoenste Gebaeude, dass wir auf dieser Reise gesehen haben.
Noch einige Daten zu diesem Land:
Auch die Relation von Fremdarbeitern zu einheimischer Bevoelkerung ist extremer als in Oman, naemlich hier in den V.A.E 85 zu 15.
Es wird viel investiert, nicht nur in Gebaeude und Infrastruktur, sondern vor allem in neue Technologien (z.B.erneuerbare Energien)und Bildung .Da Mangel herrscht an einheimischen qualifizierten Ingenieuren,Architekten, Lehrern etc. erhalten Studenten am “Institute for Science and Technology” ein monatliches “Gehalt” von Euro 5000,-Das Gebaeude entspricht hoechsten Standards von Nachhaltigkeit.
Staendig werden neue, kuenstliche Inseln aufgeschuettet und bebaut, um zu dezentralisieren und dem Wachstum von Wirtschaft und Bevoelkerung gerecht zu warden.
Im Vergleich zu unserem ersten Reiseziel, dem Oman, bilden die architektonisch so interessanten Hochhaeuser in Abu Dhabi und auch Dubai einen bemerkenswerten Kontrast. Hier das klare credo zu “hoeher, groesser, moderner” und dort das Festhalten an traditioneller, menschenfreundlicher, arabischer Lebensweise.
Sehen und Kennenlernen muss man Beides!