Churchill – Kanada
Lang war die Anreise, sehr lang (Capetown-München-Toronto-Winnipeg-Churchill)– und als wir schließlich in Churchill ankamen war es zwar windig, aber mit 1 Grad Celsius der wärmste Tag seit 1886 !
Das verhieß natürlich nichts Gutes für die kommenden Tage, denn was erwartet man, wenn man sich aufmacht die Eisbären zu sehen:
Schnee, Eis und Kälte!
Nichts von alledem, aber schon im letzten Flugabschnitt haben wir von einem mitfliegenden Kanadier, der sich seit Jahren mit den Eisbären beschäftigt, einiges Interessantes erfahren. So berichtete er, dass von den weltweit 18 Eisbär-Populationen nur drei sich Zahlenmassen verringern, die anderen ( einschließlich derer um Churchill ) aber sehr gesund und stabil seien. Das sind schon mal good news!
Ein weitere Unterschied der “ Churchill Bären “, die ca. 3 m groß werden und ca. 600 kg wiegen, ist, dass sie sowohl auf dem Eis als auch an Land leben, während die anderen nur auf dem Eis leben.
Auf dem Flughafen traf unsere Gruppe ( 8 Personen, Altersdurchschnitt 60+ ) dann unseren erfahrenen Tourguide Steve, der uns durch grünes, braunes, karges, steiniges Gebiet nach Churchill brachte, the “Polar Bear Capital of the World”, wie es sich nennt.
Nach wohlverdienter Ruhepause am Nachmittag ging es dann zum Dinner ins weithin bekannte Gypsy-Restaurant, als plötzlich der Ruf ertönt:
The “Northern Lights” are here!
Dieses “Aurora borealis” genannte Lichtschauspiel, das überwiegend erst im Februar/März zu sehen ist, mit meist grünen, sich ständig ändernden Farben, spielt sich ja in ca. 100 km Höhe in der Ionos-Sphäre ab und war eine willkommene Überraschung am ersten Tag.
Der nächste Tag begann zunächst mit der Begegnung eines “Polar Rovers”, einem ca. 4 m hohen Gefährt mit 1,5 m hohen und 0,9 m breiten Reifen und 6×6 Antrieb – ein Gigant im Vergleich zu den so verbreiteten und beliebten SUV’s daheim.
Das sollte unser Aufenthaltsort für die ganztägige Fotosafari zu den Bären sein, was allerdings ein schlimmes Geschaukel wurde, bei dem Rücken und Magen einem Härtetest unterzogen wurden !
Aber, da war schon der erste Bär, eine mom with cub, die sich sehr für das Gefährt samt Insassen interessierte. Hinzu kamen im Laufe des Tages weitere 10 Bären, die aber faul irgendwo in der Tundra oder auf den Resten von Eis herumlagen – offensichtlich darauf wartend, dass die Hudson Bay endlich zufrieren würde und sie sich auf die Jagd nach Seelöwen machen können – schließlich haben sie ja seit Juni/Juli nichts mehr gefressen !
(Heute las ich in der Welt- online, das einer der Churchill Bären einen Husky gefressen hat – die Polar Bären sind also gefährliche Raubtiere, man darf sich nicht vom netten und gemütlichen Erscheinungsbild täuschen lassen!)
Insgesamt muss man sagen, dass dieser Tag zwar interessant, aber nicht der gewünschte Höhepunkt war.
Demzufolge ruhten die Hoffnungen auf dem dritten Tag. Aber schon der erste Blick aus dem Fenster ließ nichts gutes erahnen, denn statt des erhofften Schneefalls präsentierte sich ein strahlend blauer Himmel mit Temperaturen über Null Grad!
Das spielte zwar am Vormittag während einer pflichtgemäßen, aber eher langweiligen Touristen-Shopping Tour keine Rolle, dämpfte aber die Erwartungen für die am Nachmittag geplante Hunde-Schlittenfahrt.
Und so wurden wir dann bei frühlingshaftem Wetter durch grüne Landschaft in ein nahe gelegenes Waldgebiet gefahren, und waren positive überrascht dort von einem eloquenten, professionellen Hundeschlittenführer mit seinem Team und 38 “Northern Huskies” empfangen zu werden.
Nach vielen Entschuldigungen und Bedauern über den mangelnden Schnee wurden wir ausführlich und unterhaltsam über Hundebetreuung, -motivation, -ernährung, -pflege und den Einsatz bei Hundeschlittenrennen informiert.
Danach folgte dann die Ersatz-Schlittenfahrt, und zwar auf einem Kart mit Rädern und einer ( leeren ) Bierkiste als Sitzgelegenheit ! Das tat jedoch der Motivation der hochaktiven Hunde keinen Abbruch – unserer Freude aber schon !!!
Zusammenfassend muss man sagen, dass es doch ein schönes Erlebnis war, nicht nur den seinen Beruf liebenden und begeisterten Schlittenführer zu treffen, sondern vor allem die schönen und starken Hunde ( die bis zu 12000 Kalorien pro Tag brauchen!) , die uns dann mehr als willig 5 Minuten über den schneematschigen Rundkurs im Wald zogen!
Unser zweiter Tag in der Tundra auf dem riesigen cross-country Gefährt begann wieder mit der mehrstündigen Ausfahrt durch das holprigste Gelände das man sich vorstellen kann – aber ganz plötzlich war er dann da, ein großer Bär, der aber trotz seiner Grösse unsere sichere Plattform nicht erreichen konnte – aber ein halber Meter Abstand zu so einem Tier ist schon aufregend!
Im weiteren Verlauf des Tages sahen wir dann noch ca. ein Dutzend Bären, teils schlafend, teils miteinender kämpfend oder spielend, alle “in good shape”, wie unsere erfahrenen tour guides bemerkten.
Der letzte Tag begann mit einem Hubschrauberflug, zum Teil über eine zugefrorene Seeenlandschaft, zum Teil entlang der Küste, wo wir weitere ca. 10 Polar Bären gesehen haben, darauf wartend endlich aufs Eis gehen zu können zum heissersehnten Futter – aber die Temperaturen ließen das nicht zu.
Damit hieß es Abschied nehmen vom “Polar Bear Country”, doch da sich unser Abflug um einige Stunden verzögerte kamen wir noch zu einem interessanten Erlebnis.
In der Nähe des Flughafens gibt es tatsächlich ein “Gefängnis” für Bären, wie man es dort spaßeshalber nennt,und zwar solche, die um und in dem Ort Churchill auftauchten und damit eine unmittelbare Gefahr darstellten.Also werden diese aus der Luft betäubt und ab ins “Gefängnis” – bei Wasser und ohne Brot, um nach einigen Wochen wieder in der Wildnis ausgesetzt zu werden.
Heute nun wurde eine solche Bärin mitsamt Jungem wieder entlassen und am Hubschrauber hängend abtransportiert – ca. 40 km weit in die Wildenis. Unser letzter Eindruck dieser in vieler Hinsicht interessanten Reise waren also zwei betäubte, durch die Lüfte schwebende Polar Bären – wir schweben hoffentlich auch bald:Zuerst zurück nach Winnipeg/Manitoba und dann zurück nach Capetown, mit einer sehr schönen viertägigen Unterbrechung in München für Theater,Freunde, shopping!
So hätte das Wetter sein sollen!!
Bei Sportscheck habe ich auch einen tollen Bericht über Kanada und Alberta gefunden