Reisebericht Mongolei

Reisebericht Mongolei: 03.08.-02.09.18  Von Klaus Gengenbach

Abflug am 03.08. mit Mongolian Airlines ab Berlin mit ca. 2 stündiger Verspätung über Moskau nach Ulaanbaator. Ankunft nach 10 Stunden Flug am frühen Morgen des 4.8.

Dort wartet schon mein Gastgeber Ganbaatar vom „Familiy Guest House“ in Kharkhorin mit einem Schild „Klaus“ auf mich.  Nach 5 Stunden Fahrt über asphaltierte Strassen (nur 10% der Strassen sind asphaltiert) erreichen wir mein Zuhause für die nächsten 3 Wochen.

Eine Mischung aus Jurten oder auf englisch Gers und gemauerten Zimmern/Hütten im 1 Sterne Bereich.

Gemeinsame Duschen und WC sind in den Camps üblich. Jurten/Gers sind gemütliche Rundzelte, die es in unterschiedlichen Größen gibt (2/4/6 Personen-Zelte – werden auch günstig als Dormitorium/Sammelunterkunft vermietet).

Ich „wohne“ in einer gemauerten 1-Bett-Hütte, die ich  „my private Villa“ nenne.

Die Ger sind als Wohnzelte für Mongolen oder als Touristencamps sehr verbreitet. Gemauert sind die Gemeinschaftsduschen und WC sowie die Restaurants. Inzwischen gibt es luxuriöse Camps, die als upgrade Gers mit eigener Dusche/WC anbieten. Hotels gibt es nur in den Städten und sind in der Regel eher einfach.

 

Noch immer lebt etwa ein Drittel der Bevölkerung traditionell von der Viehwirtschaft. Die meisten von ihnen sind Nomaden. Sie halten Schafe, Ziegen, Rinder, Yaks, Pferde und Kamele. Platz genug gibt es ja: Die Mongolei mit ihren gut drei Millionen Einwohnern ist wohl der am dünnsten besiedelte,unabhängige Staat der Welt. Rund die Hälfte der Bevölkerung lebt in Ulaanbaatar. Das Land, ist viereinhalb Mal so groß wie Deutschland oder anders dargestellt, so groß wie Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen. 

 

Die Nomaden leben als Familie  im Sommer immer im Ger, weit verstreut über das Land bei ihren Herden. Sie haben Geländefahrzeuge, Motorräder und Satelliten. Die Mongolen sind keine Weicheier – unglaublich wie schon Kinder mit 6-8 Jahren ohne Sattel reiten oder auf dem Motorrad die Herden zusammentreiben. Die Winterquartiere sind Holz- oder Steinbauten. Budgetsensible Globetrotter übernachten besonders günstig bei Nomaden.

 

Meine Aufgabe als ehrenamtlicher Berater ist es, das „Family Guest House“ im Online-Marketing zu unterstützen.

Aber ich habe erstmal das Grundstück aufgeräumt, die kaputten Stühle entsorgt, die Bank an eine sonnige Wand gestellt und vor der Küche den Tisch mit Bänken einladend für die Gäste aufgestellt.  Sofort wird diese genutzt.

 

Das besondere am „Family Guest House“ ist das  Restaurant mit gemütlichen Sitzmöbeln im Ger. Ein beliebter Treffpunkt für alle Gäste – nach dem Essen bleiben viele sitzen und es entsteht eine entspannte Atmosphäre. Ich habe noch nie so viele interessante Menschen getroffen und so viele spannende Gespräche bis spät in die Nacht geführt. Die Gäste kommen aus Frankreich, Belgien, Schweiz, Italien, England, USA, Australien, Neuseeland und Südkorea, Japan.  Sehr schnell werde ich zum Übersetzer für die französischen Gäste, denn meine Gastgeber Suvd und Ganbaatar sprechen nur sehr eingeschränkt englisch. Die beiden sind sehr freundlich und kümmern sich rührend um die Gäste. Helfen bei Pferdetouren und Busbuchungen.

 

Die Familie besteht aus 2 Erwachsenen und 5 Kindern, davon 4 Mädchen. Den ältesten Sohn habe ich nicht kennengelernt (ist in Ulaanbaatar auf der Schule), aber die beiden jüngsten Mädchen  waren die ganze Zeit im Camp und hatten den Spitznamen „Beauty and Beast“. Die 2.jüngste (4,5 Jahre) ist eine kleine Schönheit, die gerne malt. Die Jüngste (3 Jahre) ist ein richtiger Wirbelwind, motorisch noch sehr ungeschickt und kaum zu bändigen. 

 

Mein Einsatzort Kharkhorin ist ein Provinzstädtchen mit 8000 Einwohnern, südwestlich von Ulaanbaatar in der Zentral Mongolei.  Von hier aus wurde kurze Zeit das größte Weltreich regiert und Dschingis Khaan ist all gegenwärtig.

Es gibt einen kleinen Markt mit Ständen für Gemüse und einen Metzger sowie alles was man so im Alltag braucht. In den Supermärkten kann man sich mit Edeka „gut und günstig“ eindecken und muss so nicht auf Nüsschen, eingelegte Gurken, Dosenobst  und Kekse/Schokolade verzichten.

 

Peter, ein erfahrener Koch ist mit mir im SES-Einsatz. Seine Koch- und Improvisationskünste habe mich kulinarisch gerettet.  Start in den Tag mit einem abwechslungsreichen Frühstück (für mich wurde sogar der Toaster angeworfen) und was er aus der eingeschränkten Lebensmittelauswahl (Kartoffeln, Karotten und Kohl) zaubert  ist einfach gut. Sogar die gourmet verwöhnten Franzosen schwärmen „the best breakfast during our tour“. 

 

Ich beschäftige mich intensiv mit dem Produkt und der Website. Suvd ist nur immer mal zwischendurch greifbar aber ich konnte  viele Ratschläge gegeben, wie sie mit kleinen Änderungen eine große Wirkung erzielen kann.

 

Während der 3 Wochen begleite ich Suvd und Ganbaatar zu Pferdehändlern  und trinke dort im Ger mit den Nomaden Stutenmilch und esse geschlagenen Käse – mein Magen hat beides überraschend gut vertragen. Suvd und Ganbaatar bieten Pferdetouren ins Orkhon Valley an und helfen ihren Gästen bei der Auswahl der Pferde. Einer der Höhepunkte ist der Besuch eines Pferdefestivals mit wilden Reitern und eines ursprünglichen Ringkampfes.

 

Nach 3 Wochen kommt Barbara am 22.8. und das Abenteuer  beginnt. Wir hatten uns schon im Vorfeld eine Route ausgedacht, die wir abfahren wollten. Bei der Planung mussten wir erleben, dass unser Verständnis von Organisation in der Mongolei nicht geteilt wird.  Hier wird nicht im Vorfeld überlegt was passieren könnte und wie man das Problem optimalerweise löst sondern man wartet bis was passiert und schaut dann was man tun kann. Bis zuletzt warteten wir auf die Bestätigung der Camps für unterwegs. Da Ganbaatar mir versichert hat, dass er 17 Jahre als Reiseleiter die Wüstentour begleitet hat und ich höflich sein wollte, haben wir Ganbaatar als Fahrer engagiert. Der 25 Jahre alten Mitsubishi Bus hat zwar 4-Wheel ist aber ansonsten schon sehr mitgenommen, was wir unterwegs mehrfach erleben mussten. Die meisten Autos sind rechts gesteuert (da gebraucht aus Japan gekauft) – der Verkehr ist aber links ausgerichtet, so dass das Überholen eines LKW immer auch ein Abenteuer ist.

 

Zunächst haben wir in Kharkhorin das Kloster Erdeenezuu besucht.  Im 16. Jahrhundert wurde dieses 1. Lamaistische Kloster gebaut. Im Lauf der Jahrhunderte wurden über 100 Stupas gebaut und in der Spitze lebten hier 10.000 Mönche. Eine eindrucksvolle Anlage. 1937 haben mongolische Truppen die Anlage zerstört (gesprengt). Erst ab 1990 begann wieder ein kleiner Klosterbetrieb und die einige Tempel und Stupas sind wieder aufgebaut.

 

2011 wurde mit Unterstützung aus Japan ein kleines Museum errichtet mit einem Stadtmodell und archäologischen Fundstücken. Nicht zu vergessen, ein Cafe mit leckerem Cappuccino.

 

Am Vorabend unserer Abreise (23.8.) findet im Camp ein Schamanen-Ritual statt. Dazu wird ein Feuer in Form des Lebensrades angelegt (Zweige, Holzscheite, Wacholder und Moos sowie Yakbutter). Unsere Gastgeber und alle teilnehmenden Gäste springen über das Feuerrad, während die Schamanin die Maultrommel schlägt und die Schatten interpretiert, die bei den Bildern mit dem Handy zu sehen sind. Wir hoffen auf eine gute Reise.

 

 

Am 24.08. startet unsere Abenteuertour in die Wüste Gobi.

Die Landschaft und Weite sind einmalig – das Auge findet kein Ende. Durch die lang anhaltenden Regenfälle hat die Wüste geblüht – ein Steppenlandschaft mit Blumen und Schnittlauch neben struppigen Gräsern und Sträuchern. Die starken Regenfälle haben aber auch den Untergrund porös gemacht.  Die endlose Weite wird nur sporadisch unterbrochen durch Nomadencamps und Minisiedlungen mit Tankstelle und Supermarkt (so jede 4-5 Stunden) sowie Ger-Camps an touristisch interessanten Punkten (immer so eine Tagesreise voneinander entfernt). Auf den Strecken dazwischen begegnen einem stundenlang keine Menschen oder Autos. Feste Straßen hören außerhalb von Kharkhorin auf – auch Straßenschilder sind damit hinfällig. Die Fahrer kennen die ungefähre Richtung und wissen zwischen welchen Bergen sie durchfahren können. Viele haben inzwischen internetunabhängiges GPS (nicht so bei unserem Auto). Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt nun 30km pro Stunde.

 

Unsere 1. Etappe führt ins obere Orkhon-Tal zum Orkhon Wasserfall. Ein beliebtes Ziel für Reiter-Urlauber, die mehrtägige Touren buchen. Über sanfte Hügel und Weideland für Yaks, Schafe und Ziegen fahren wir am Orkhan River entlang.

 

Plötzlich ein abgestecktes Polofeld neben einer Jahrtausende alten Steele und Steinschildkröte. Aus dem edlen Camp dringt Klaviermusik. Das muss ich mir anschauen – in einem der Gers sitzt eine junge Frau an einem Steinwayflügel und spielt klassische Musik. Auf dem Rückweg begegnet mir eine bereits vom Flug Berlin-Ulaanbaatar bekannt Person (eine exzentrische Erscheinung mit grauen Haaren, schwarzer Kleidung im japanischen Stil und Borsalino), die ich auf englisch anspreche. Die Antwort kommt prompt auf deutsch: ich bin der Christopher aus Berlin- der Besitzer des Camps. Er bietet im Sommer Polo-Training für internationale Gäste (gemeinsam mit Jugendlichen aus der Gegend) an. Stolz zeigt er uns sein Camp: nachhaltig, mit lokalen Produkten und durch lokale Handwerker aufgebaut. Im Küchen-Ger schnippeln Frauen aus der Umgebung Gemüse und bereiten das Mittagessen vor.  Ein Badezelt (Holzzuber) und Massage- und Yogazelt sorgen für Entspannung und für die jugendlichen Reiter gibt es ein Internetzelt, in dem telefoniert und das Web genutzt werden kann. Alles nachhaltig und extrem hochwertig gemacht- wir sind überrascht und begeistert. Buchen kann man das Camp nicht – man wird eingeladen. Im Tal grasen die über 100 Polopferde, die auch im Winter von Einheimischen betreut werden.

Nach einem leckeren und unterhaltsamen Mittagessen fahren wir weiter zum Orkhon Nationalpark. Bis wir am späten Nachmittag beim Wasserfall ankommen, regnet es leider. Wir übernachten im Talbiun Ger Camp am Parkeingang vom 24.8.-25.8.

 

Am Samstag 25.8. haben wir das längste Teilstück vor uns. Rund 9 Stunden sind wir unterwegs auf Sandpisten Richtung Zentral Gobi nach Ongiin Khid (Kloster wird z.Zt. wieder aufgebaut).  Wir sehen viele Herden von Yaks, Ziegen. Einer der Reifen unseres Autos hat einen Nagel und verliert Luft. Nomaden helfen, diesen immer wieder aufzupumpen bis wir dann in Bajangol eine Werkstadt finden, die den Nagel raus nimmt und das entstandene Loch verschließt. Dort gibt es dann auch wieder eine Tankstelle. Am späten Nachmittag erreichen wir in der Abendsonne das Kloster. Es liegt wunderschön in einem Flusstal. Ganbaatar hat keine Unterkunft vorreserviert sondern kümmert sich jetzt darum, solange wir das Kloster anschauen. Das gefundene Camp war dann extrem einfach: 1 Toilette jeweils für Frauen und Männer bei ca. 20 Gers und „Wildcampern“.  Die einzige Dusche kostet extra – wir entscheiden uns dagegen, denn „Duschen wird eh überbewertet“.

 

Am Sonntag 26.8. hat Ganbaatar Frühstück am Fluss vorbereitet. So gestärkt fahren wir durch die Wüste. Wir halten bei Kamelherden und können die unendliche Weite des Landes kaum fassen.  Nach der Mittagspause haben wir rund 2/3 der Tagesstrecke geschafft. Die Pisten werden immer feuchter – Wasser steht in den Spuren. – Ganbaatar fährt in ein Schlammloch und wir bleiben stecken.  Die beiden linken Reifen sind komplett eingesackt bis zur Türe, die wir mit Not öffnen können. Keine Chance, das Auto frei zu bekommen – keine Schaufel, kein Abschleppseil, kein Handyempfang…… Was tun? Ganbaatar läuft ohne Mütze, Wasser und Handy los, um Hilfe zu holen. Der letzte Ort war 20 km zurück! Wir bleiben beim Auto und kämpfen gegen die Mücken – trotz Autan werden wir so verstochen, wie nie zuvor. Da der Schlamm immer trockener wird, beginnen wir mit Pfanne, Löffel und Suppenschale, den Schlamm von den Reifen zu kratzen. Nach über einer Stunde sehen wir am Horizont einen „Russenbus“ und winken ganz verzweifelt. Da dieser ca. 500m parallel zu unserer Spur fährt sieht er uns nicht – große Enttäuschung. Langsam wird es eng – Spätnachmittag! Nach einer weiteren Stunde wieder ein „Russenbus“ auf der gleichen Spur – wir winken und hoffen, er sieht uns. Er fährt vorbei uns dreht plötzlich bei – er hat uns gesehen. Der Fahrer hat wenigstens eine Schaufel und ein Abschleppseil. Jetzt können wir die Reifen  leichter frei bekommen. Das Seil reisst mehrfach beim Versuch, das Auto rauszuziehen. Er ist zu schwer und das Seil nur aus Stoff. Jetzt sehen wir in der Ferne wieder einen Bus und Motorräder. Das ist Ganbaatar, der eine Gruppe junger Globetrotter „gefunden“ hat. Jetzt wird noch mal geschaufelt und mit Hilfe der starken Jungs können wir unser Auto aus dem Schlamm ziehen bzw. schieben. Große Begeisterung. Wir beschließen, im 3er Konvoi zu fahren, da wir alle das gleiche Ziel haben und der Untergrund sehr problematisch scheint.  Nach 15 Minuten stecken die Globetrotter mit ihrem Bus im Schlamm – niemand konnte den matschigen Untergrund erkennen. Gemeinsam schaufeln und schieben wir diesen aus dem Dreck. Ein vorbei kommender koreanischer Jeep sagt, dass es nur noch einen Übergang gibt, der durch einen Fluss und Schlamm führt. Die Globetrotter werden die Umwegstrecke fahren (über 100 km) da der Bus für die Überquerung des Flusses zu niedrig ist. Wir und der „Russenbus“ versuchen es – mit viel Bangen und leichter Panik haben wir es dann doch geschafft und kommen kurz vor Einbruch der Dunkelheit in Bayanzag, den Flaming Cliffs an. Übernachtung im schönen Gobi Tour Camp vom 26.8.-27.8.

 

Montag morgens beim Frühstück sprechen wir mit einem Arzt von der Cap Anamur, der mit einem Kollegen eine Schule in einem Dorf nahe Kharkhorin initiiert hat und diese einweihen wird.  Er schlägt vor, zusammen einen Film über die Entdeckung der Dinosaurier Skelette anzuschauen. Eine sehr gute Idee, denn jetzt sehen wir, wie 1922 eine Forschergruppe um den Amerikaner Roy Chapman Andrews im Rahmen einer Expedition die Überreste von rund 100 Saurier gefunden hat, die zwischen 65 und 100 Mio Jahren alt sind – eine Sensation. Die Landschaft mit den schroffen Felsen ist atemberaubend. Nach intensivem Fotostopp geht die Reise weiter über die Berge des Gurvan Saykhan zu den „singenden Dünen“. Vorher aber wollen wir noch das luxuriöseste Camp des Landes „Three Camel Lodge“ anschauen. Dazu fahren wir ca. 1 Stunde Richtung Dalandzadgad. Ohne GPS müssen wir bei Nomaden nach dem Weg fragen, da es keine Schilder gibt. Die Lodge ist sehr luxuriös ausgestattet und ganz einsam gelegen. Sie gehört einem Amerikaner und ist extrem teuer – 1 Nacht kostet 500 $.

 

Nun können wir die Sanddünen ansteuern.  Erst zurück über Bulgan (letzte/einzige Tankstelle in der Region) und dann über den Pass. Auf halbem Weg wird unser Auto immer langsamer und schafft nur noch so 10kmh den Berg hinauf. Dann bleibt es stehen – die Lichtmaschine ist kaputt und kein Auto oder Nomadencamp weit und breit. Nach einer knappen Stunde kommt ein Privat-PKW vorbei. Ein Österreicher (Kellner beim Figelwirt in Wien auf Auszeit) hat über Couch-Surfing Kontakt zu einem Mongolen,  der mit ihm durchs Land fährt. Die beiden hatten sich verfahren und kein Benzin mehr, so dass sie später als geplant bei uns am Pass vorbei kommen. Das kleine Auto ist komplett vollgepackt. Trotzdem räumen die beiden sofort um und laden uns beide mit Handgepäck ein und fahren uns zu unserem nächsten Camp.  Erleichtert erreichen wir nach fast 2 Stunden Bergpiste das Camp Govin Anar in Khongor und laden Die beiden zum Bier ein. Ganbaatar bleibt beim Auto und wartet auf Hilfe. Mitten in der Nacht kommt er dann an, nachdem er die Batterie aufladen konnte. 

Wir haben 2 Nächte in diesem Camp geplant 27.8.-29.8., so dass Ganbaatar nun 2 Tage Zeit hat, die Lichtmaschine zu reparieren. Da es keinen Ort bei den Sanddünen gibt, die Ersatzteile für Autos haben, sondern dies nur eine Ansammlung von Ger-Camps ist, gestaltet sich die Reparatur sehr schwierig.

 

Am Morgen freuen wir uns über das 1. Frühstück mit Crepes und Pfannkuchen…. Alles auch die Eier sind jedoch kalt! Wir „beschweren“ uns beim Co-Manager, der als Philosophie-Professor mit seiner Frau in die Wüste ging und sich über Gesprächspartner freut und begierig wissen wollte, was man verbessern könnte. Am 2. Morgen wieder alles kalt – nachdem wir darauf hinweisen, wird in der Küche erneut der Herd angeworfen und wir bekommen mindestens heiße Spiegeleier!

 

Wir nutzen den Tag und machen wir geplant einen Ritt auf einem Kamel bei den riesigen Sandberge „Khongoryn Els“ – diese sind 180km lang und 12 km breit. 

Kamelreiten ist einfacher als gedacht und bald sitzen wir doch recht entspannt auf den hohen Reittieren. Wir sind fasziniert von der Landschaft – erst kommt die Steppe/Wüste, ein schmaler Streifen grün mit Fluss, dann die spektakulären weißen Sanddünen und dahinter noch die 2500m hohen felsigen Berge. Wir können uns nicht satt sehen.

 

Am Morgen des 29.8. geht die Lichtmaschine immer noch nicht (das gebrauchte Ersatzteil war auch kaputt). Die Leiterin des Camp telefoniert so ca. 2 Stunden bis es eine Lösung gibt und wir einen Ersatz-Fahrer haben. Es ist die Managerin eines Nachbarcamps, die in unsere grob Richtung (Dalandzadgad) fährt und uns in ihrem Landrover mitnimmt.  Ganbaatar hat so die Möglichkeit in der Stadt ein funktionierendes Ersatzteil zu finden. Das ist der komfortabelste Teil der Tour – ein neues Auto mit weichen Sitzen….. Als Geste ändern wir unsere Übernachtung in des Camp der Managerin und bleiben daher vom 29.8.-30.8. im Discovery I. Gegen 11.00 Uhr nachts kommt Ganbaatar mit dem Fahrer aus der Stadt zurück und hat das  richtige Ersatzteil gefunden. Die beiden fahren noch in der Nacht (mind. 4 Stunden) zurück. Ganbaatar repariert das Auto und kommt am nächsten Vormittag stolz vorgefahren.

 

Am Donnerstag 30.8. steht unser letzter Besichtigungspunkt in der Gobi auf dem Programm: der Yoliin Am Canyon – die Geierschlucht. Zwischen den Gipfeln des Gebirgszuges Gurvan Saikhan liegt auf 2100m Höhe eine enge Klamm. Die Zufahrt ist abenteuerlich. Mehrmals muss ein Bach durchquert werden und das Auto hängt beängstigend schief – wir steigen aus. Am Parkplatz warten Pferde für die Tour in die Klamm. Wir entscheiden uns dagegen (Barbara traut sich nicht – schade ich wäre sooo gern geritten) und gehen zu Fuß. Ein schöner Spaziergang in dem Hochtal – bis es in Klammnähe immer gefährlicher wird. Über Steine springend muss mehrere Male der kleine Bach überquert werden. Barbara gibt auf und wartet. Ich gehe bis and Ende der Schlucht.  Auf der Rückfahrt streikt dann die Batterie des Autos – jetzt reicht es.  Mit Hilfe von anderen Reisenden bekommt Ganbaatan das Auto wieder zu laufen und wir erreichen die letzte Station „Gavin Bayan Oase Camp“. Sehr schöne Ger mit sauberen, heissen Gemeinschafts-Duschen. Barbara weigert sich, am nächsten Morgen mit Ganbaatan zum Flughafen zu fahren, auch wenn dieser nur 5 km vom Camp entfernt ist. Wir organisieren einen Fahrer des Camps, damit wir den einzigen Flug des Tages nach Ulaanbaatar nicht verpassen.

 

Sehr früh am 31.8. bekommen wir ein gutes Frühstück. Die kompetente Managerin kümmert sich um alles und wir kommen ohne Panne zum Flughafen. Ganbaatar begleitet uns mit seinem Auto und es gibt ein letztes Feedback vor dem Abflug.

 

Da in fast allen Camps keine Fachkräfte, sondern studentische Aushilfen arbeiten ist der Servicelevel sehr niedrig (manchmal auch dem postsowjetischen Syndrom geschuldet)– dafür sind dann die Preise zu hoch. In einem Mittelklasse-Camp haben wir 100-120 $ pro Nacht für Abendessen und Frühstück bezahlt mit Gemeinschaftsdusche und WC.

 

Wir fliegen mit Hunnu Air nur wenig verspätet (d.h. in der Mongolei ca 2 Stunden) nach Ulaanbaatar. Dort haben wir vorab schon 2 Nächte das Shangri-La reserviert – die richtige Entscheidung als Belohnung nach wochenlangen Ger-Camps. Ein eigenes, supersauberes, funktionierendes Bad und WC. Wir haben ein Suite upgrade und Zugang zum Businessclub.  Wir genießen es jede Minute! Und verlassen das Hotel nur ganz kurz für einen Spaziergang zum Dschingis-Khaan Platz und zu Kaschmir-Shops. Abends im Businessclub zur „happy hour“ treffen wir einen Deutschen, der in Hongkong für eine Versicherung arbeitet und sich im Shangri-La mit einer Freundin trifft, die die Regierung bei großen Investitionsprojekten berät (arbeitet für eine Bank aus Malaysia, die große Kredite vergibt). Es ergeben sich spannende Gespräche und wir bekommen interessante Einblicke in die Politik/Wirtschaft der Mongolei.

 

Gewaltige Bodenschätze schlummern im mongolischen Boden. Der zentralasiatische Binnenstaat zählt weltweit zu den zehn Ländern mit den meisten Rohstoffen. Noch ist das Land jedoch überwiegend agrarisch geprägt und bisher nur zu einem Drittel geologisch voll exploriert. Die Ausbeutung der unterirdischen Schätze sollen dem Staat allerdings Reichtum und mehr Entwicklung bringen.

 

Am frühen Sonntagmorgen (2.9.) fahren wir zum Flughafen. Wir schaffen es noch eingecheckt zu werden – dann stoppt plötzlich alles und die Anzeige ändert sich von Abflug 09.15 mit Ankunft 13.35 in Berlin auf Abflug 18.30.  Mein SES Kollege Peter konnte noch nicht einchecken. Was tun bis um ca. 16.00 Uhr der Check-in erneut öffnet…. Barbara schlägt vor, ins Hotels zurückzufahren, da wir eh late checkout haben und die Einrichtungen (WC, Cafes, Stühle etc) am Flughafen sicher bald nicht mehr nutzbar sein dürften. Wir nehmen Peter mit und haben im Shangri-La noch eine sehr entspannte Zeit in unserem „alten“ Zimmer. Kurz vor 20.00 Uhr ist dann der Abflug (wir machen uns schon Sorgen, ob wir in Berlin überhaupt noch landen können) und um Mitternacht sind wir dann doch wieder in Berlin.

 

Was für eine Reise – was für ein Abenteuer. Ein faszinierendes Land mit einer grandiosen Landschaft und sehr freundlichen Menschen aber sehr wenig Organisationsgrad (fehlende Planung, fehlende Struktur, teilweise Überforderung).